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Salsa Geschichte

Hier kannst Du mehr zum Hintergrund und zur Entstehungsgeschichte der Salsa erfahren…

 

 

Ursprung und Entwicklung der kubanischen Musik

Als die Spanier Kuba entdeckten, wurde dort gesungen und getanzt. Es waren die Ureinwohner vom Stamme der Taínos, das am weitesten entwickelte Volk der Insel. Sie ehrten ihre Vorfahren mit Musik und Tanz in Festen, die sie “Areitos” nannten. Für die ersten Kolonisatoren  dienten die Riten als eine der wenigen vorhandenen Möglichkeiten, um sich zu vergnügen. Die Geschichte der Ureinwohner Kubas, so auch der Taínos, endete schon bald nach Ankunft der Spanier. Mit ihnen verklang auch ihre Musik. Aber neue Rhythmen kamen aus Europa und vor allem aus Afrika, religiöse Musik, die Bestimmend für die Entwicklung der kubanischen Musik wurde.

Esteban Salas, der 1725 in Havanna geboren wurde, komponierte 90 liturgische Werke im barocken Stil. Sie wurden alle in Santiago de Cuba uraufgeführt, wo er die meiste Zeit seines Lebens verbrachte und wo er 1803 starb. Die Qualität seiner Musik konnte mit jener Europas konkurrieren. Salas, der zu den ältesten kubanischen Musikern zählt, wurde von der neapolitanischen Musik beeinflusst, die in den Kirchen der karibischen Kolonie gespielt wurde. Das erklärt sich dadurch, dass Neapel über zwei Jahrhunderte hinweg von der spanischen Krone beherrscht wurde.

Parallel zu der technisch ausgereiften Musik Salas hörte man auf Kuba, fast heimlich, rituelle afrikanische Musik. Es handelte sich um Percussionmusik, die von schwarzen Sklaven, hauptsächlich vom Stamm der Yoruba, interpretiert wurden. Diese Rhythmen bildeten die Quelle von Rumba und Conga. Darüber hinaus gingen die afrikanischen Rhythmen eine Verbindung mit Musik europäischer Herkunft ein. Beides führte zu dem, was heute als kubanische Musik betrachtet wird.

Trotz der Wichtigkeit dieser afrikanischen religiösen Musik, welche sich bis heute weitgehend auch in ihrer Ursprünglichkeit erhalten konnte, fand erst am Anfang des 20. Jahrhunderts die erste öffentliche Aufführung auf Kuba statt. Genauer gesagt war das im Jahr 1939, als diese rituelle Musik mit Batá Trommeln und mit einer von der Santería[1]  erlaubten vokalen Interpretation aufgeführt wurde. Dieser öffentlichen Aufführung war die Arbeit hervorragender kubanischer Forscher auf dem Gebiet der Afrikanistik vorausgegangen. Am Anfang ihrer Arbeit könnte 1931 die Zarzuela[2]  Cecilia Valdés von Gonzalo Roig gestanden haben, in welcher das Lied der Sklaven Eingang gefunden hatte. Interessant ist, dass die Zarzuela als Musikgenre außerhalb von Spanien nur auf Kuba gepflegt wird.

Zwei Ereignisse haben entscheidend die Evolution der kubanischen Musik beeinflusst. Das eine Ereignis war im Jahr 1762 die Einnahme Havannas durch die Engländer. Das andere war die Einwanderung aus Haiti im Jahr 1791, ausgelöst durch die Revolution in ihrem Land. Beide Ereignisse haben gemeinsam eine das Musikleben verändernde Neuheit nach Kuba gebracht, den country dance. Er kommt ursprünglich aus England, war aber auch auf Haiti sehr populär. Dieser sehr aristokratische Tanz war im ersten revolutionären Land des amerikanischen Kontinentes, in Haiti, in einer Version bekannt, die tumba francesa genannt wurde. Er erlangte später im östlichen Teil Kubas, wo sich die Immigranten aus Haiti überwiegend niedergelassen hatten, große Beliebtheit. Durch den country dance, in Kuba umbenannt in contradanza, gewann der Tanz auf der Insel eine bis dahin nicht gekannte Wichtigkeit. Eine stilisierte und gesungene Version dieses Genres wurde unter dem Namen Habanera bekannt. Die erste Habanera wurde in Havanna unter dem Titel El amor en el baile 1842 veröffentlicht. Die Habanera wurde sofort sehr populär, vor allem, da kein Orchester notwendig war, sondern Klavier und Stimme ausreichten. Seine Popularität übersprang schon bald die Grenzen der Insel und durchlief die ganze Welt. In Argentinien bildete er die Grundlage für den Milonga und den Tango und Bizet übernahm ihn in seiner Oper Carmen.

Eine weitere Auswirkung der Contradanza zeigte sich am ersten Januar 1879. Miguel Failde führte aus Anlass eines Neujahrfestes den ersten Danzón Las alturas de Simson auf. Dieser entstand aus der Notwendigkeit eines weniger aristokratischen Tanzes, der paarweise getanzt werden konnte. Der Danzón wurde bis in die 70iger Jahre auf Kuba zu den Festen zur Weihnachtszeit gespielt und getanzt.

Die von den kanarischen Inseln gekommenen Immigranten, von den Kubanern Isleños (Insulaner) genannt, brachten eine Musikrichtung nach Kuba, in der die Kontroverse, das Streitgespräch, im Vordergrund stand. Unter dem Namen Punto cubano, sowie in einer Version genannt Guajira, fand dieser bei den Bauern große Verbreitung. Zusammen mit den Isleños kam das Tres nach Kuba, eine breite Gitarre mit hohem Klang, welche später zum wesentlichen Instrument der wichtigsten auf Kuba entwickelten Musikrichtung wurde; dem Son. Der Son entstand in den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts in Santiago de Cuba. Er wurde zuerst nicht getanzt , sondern gesungen, vor allem von María Teresa Vera und ihrem Begleiter Lorenzo Hierrezuelo. Der bevorzugte Komponist des Paares war Corona. 1927 gründete Ignacio Piñeiro das Orchester Septeto Nacional und machte aus dem Son eine Musik zum Tanzen. Dafür entlehnte er Elemente aus der Rumba und dem Guajira. Der Son machte Geschichte, nicht nur auf Kuba.

Die 20iger Jahre waren in den USA geprägt durch die Prohibition. In Massen strömten durstige Touristen auf die Insel. Mit ihnen kamen Musiker, die in den USA kein Publikum mehr hatten, dass sie unterhalten konnten. Theodore Beadsley[3], einer dieser Musiker, und Kenner der Schüchternheit der Nordamerikaner was exotische Musik betrifft, erzählt, wie er ein kubanisches Stück, zum Beispiel Siboney von Ernesto Lecuona als Foxtrott spielte und wenn das Eis gebrochen war und getanzt wurde, clave und maracas[4], zwei kubanische Percussioninstrumente, einsetzte. Aber nicht alleine die Klugheit des Musikers brachte die Leute dazu, zu exotischen Rhythmen zu tanzen, sondern auch der konsumierte Rum. Wegen diesem wurde der hybride Musikstil Rumba genannt, welcher nichts anderes als ein verkleideter Son war.

Ein Problem, welches die Nordamerikaner bei der Interpretation der kubanischen Rhythmen hatten, entstand durch das Fehlen von eigenen Percussioninstrumenten. In den englischen Kolonien wurden diese, da sie als afrikanische Instrumente galten, verboten. Selbst Louis Armstrong musste sich 1930 bei der Aufnahme von El manisero von Moisés Simons mit einem Kinderspielzeug behelfen. Vielleicht eine Kinderrassel? Die Nordamerikaner konnten dies aber nicht lange auf sich sitzen lassen und erfanden kurzerhand das Schlagzeug. So integrierten sie in einem Instrument die tumbadora, den bongó, den cencerro, die claves und den güiro[5].

Der Son war mit so viel musikalischer Kraft ausgestattet, dass aus ihm eine Reihe populärer Musikrichtungen ausgegangen ist. Selbst das sehr populäre Salsa, welches zuerst in New York bekannt geworden ist, erhielt seinen Namen von einem Son mit dem Titel Échale salsita. Er hat selbst bis heute so viel Kraft, dass in den 90iger Jahren Ry Cooder eine Gruppe alter Musiker aus ihren Vierteln in Havanna herauslockte und sie als Buena Vista Social Club weltbekannt machte. Diese alten Musiker ließen noch einmal junge und alte Menschen auf allen Breitengrades des Globus zu jenen Melodien tanzen, die sie bereits 60 oder 70 Jahre vorher gespielt hatten.

Der Guaracha tauchte in der Folge des Son mit einem lebhafteren Rhythmus und doppeldeutigen Texten auf. Ñico Saquito ist einer der hervorstechendsten Autoren dieser Richtung.

Der Bolero ist ein weiteres Ergebnis der musikalischen Evolution auf Kuba. Er hatte eine große Wirkung vor allem in der spanischsprechenden Welt. In Mexiko erlangte er so große Popularität, dass die dortige Produktion von Boleros die auf Kuba übertraf. Später bildete sich auf Kuba eine Variation des Bolero, Feeling genannt. Dieser näherte sich einigen Spielarten des Jazz an. Ein schönes Beispiel dieser Nähe zum Jazz findet sich in dem Stück Y con tus palabras von Marta Valdés.

In den 50iger Jahren taucht ein neuer Rhythmus auf, der noch stärker vom Jazz beeinflusst wurde. Es ist der Mambo von Pérez Prado. Der Mambo wurde außergewöhnlich populär, vor allem in Mexiko, Japan und den USA. Auf Kuba erlangte er niemals eine vergleichbare Popularität. Dies könnte mit der Komplexität seiner Choreografie zusammenhängen. Ein wichtigerer Grund war aber zweifelsohne die Konkurrenz des Mambo durch einen neuen Rhythmus, den cha cha cha, der weltweit zu einer Krönung der kubanischen Musik führen sollte. Enrique Jorrin war sein Erfinder und zusammen mit seinem Orchester América machten sie ihn bekannt durch Stücke wie La engañadora und Silver Star. Das Orchester Aragón wurde jedoch zur berühmtesten Stimme des cha cha cha.

Das Erfolgsgeheimnis der kubanischen Populärmusik liegt darin, dass ihre weite Verbreitung durch eine kohärente Evolution strukturiert ist. Dadurch wird sie bis heute zu einer überall präsenten, niemals endenden Musikgeschichte.

Zu ihrem Erfolg beigetragen haben allerdings auch das Können ihrer unzähligen Interpreten, welche nicht nur Kubaner/innen sind. Die 50iger Jahre waren die goldene Zeit kubanischer Musik und vielleicht um dieses goldene Jahrzehnt zu eröffnen, nahm im Januar 1951 eine Interpretin ihre erste eigene Platte auf, mit welcher sie eine Karriere begann, die erst im Julio 2003 mit ihrem Tod ihr Ende fand. Dem Gedächtnis dieser Königin unter den großen kubanischen Künstlern, Celia Cruz, sind diese Linien gewidmet.

Emilio Hernández

 

 

  1. Santería - religiöse Vermischung (Synkretisation) von Glaubensvorstellungen der Yoruba mit katholischen Heiligen - zurück
  2. Zarzuela - Spanische Form der Operette - zurück
  3. Theodore Beardsley - Te veré en Cuba, Revista Encuentro de la cultura cubana No. 15 - zurück
  4. clave ist ein Musikinstrument, bestehend aus zwei runden Hölzern, die gegeneinander geschlagen werden. maraca besteht aus einer mit Samen gefüllten Kalabasse an einem Stiel - zurück
  5. tumbadora ist eine große, mindestens einen Meter große Trommel; bongó sind zwei zusammenhängende kleine Trommeln, die zwischen die Beine geklemmt werden; cencerro ist ein metallisches Instrument, das einer Kuhglocke ähnelt; güiro ist ein Holzinstrument, welches einem kleinen Waschbrett ähnelt - zurück

 

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